Was macht eigentlich…? Sarah Diehl?

Lieblings-Genderforscherin, Filmemacherin und Buchautorin Sarah Diehl zu Alternativen zum Kleinfamilienmodell und Kinderlosigkeit

Sarah Diehl

Sarah Diehl Foto: Nane Diehl

Wenn sie nicht gerade an ihrem 2. Roman schreibt, engagiert Sie sich für Flüchtlinge oder Asylbewerber ohne Aufenthaltsstatus. Zum Schreiben reist sie durch die Weltgeschichte, um ihre Facebook Community an ihren Erfahrungen in Laos, Griechenland oder im Park (eine Lektion in Gender Studies 1) teilhaben zu lassen. Ihr eigenes Lieblingskind ist Ciocia Basia. Sie hat dieses Netzwerk gegründet damit polnische Frauen die Möglichkeit haben in Berlin eine Abtreibung zu haben.

Ihre beiden großen Themen sind nach wie vor Abtreibungsrecht und Mutterschaft oder eben wie sich die Tatsache auswirkt, dass man gerade nicht Mutter werden will und auch so gar keinen Mutterinstinkt verspürt oder die biologische Uhr so gar nicht ticken hört. Für alle die auch auf diesem Ohr taub sind hat sie ein sehr erfolgreiches Buch veröffentlicht: Die Uhr, die nicht tickt.

In Folge von „Die Uhr, die nicht tickt“ hat sie jetzt weiter zum Thema Kinderlosigkeit und Alternativen zum Kleinfamilienmodell publiziert und ist als Referentin unterwegs. Dabei verliert Sie auch nie aktuelle positive Entwicklungen aus dem Auge, wie ihr aktueller Essay: „Gemeinschaft jenseits der Kleinfamilie“ für die Bundeszentrale für politische Bildung zeigt.

Neben den Klassischen Familienbanden formt sich mehr und mehr der Wunsch nach Vergemeinschaftung, sozialer Elternschaft und neue Beziehungsformen jenseits der traditionellen Kleinfamilie, die eigentlich eine ziemliche Neuerfindung ist. Dass die Menschen im Alltag oft weiter sind als ewig gestrige Politiker oder Wohnungsbaugesellschaften und ihre Grundrisse spiegeln auch Ausstellungen von Museen. Ob das DAM in Frankfurt 2015 zum Thema Wohnprojekte oder die aktuelle Ausstellung des Vitra Museums zum Thema Kollektives Wohnen.

Kleinfamilie ist nicht nur out und scheitert in 40% der Fälle, sie ist nach Sarah Diehls Analyse auch ein probates Mittel der Bourgeoisie des 19. Jahrhunderts, um Menschen, aber vor allem Frauen, von Vergemeinschaftungsprozessen abzuhalten und sozial hinter Heim, Herd und Küche zu isolieren. Selbst Berufstätigkeit von Müttern schafft da keine Abhilfe, sondern verstärkt dies zum Teil,  da der Heilige Sonntag bei vielen nur für Kernfamilie & Verwandte geblockt ist. Wehe die Schwiegertochter verabredet sich dann mit Freundinnen zum Frühstück oder die Tochter des Hauses geht zum politischen Sonntags Matinee. Skandal! rufen alle die diese traditionellen Erwartungen an Kleinfamilienleben verinnerlicht haben.

Ich kenne es aus eigener Erfahrung, weil verheiratete Mit-Mütter oder Alleinerziehende froh bis erstaunt waren, wenn wir uns gemeinsam mit Kind und Kegel verabredet haben, oder ich mich ohne männliches Pendant mit Alleinerziehenden am Wochenende tummelte, weil alle anderen exklusives Familien Cocooning betrieben haben. Da haben wir dann auch das Label „alleinerziehende Ehefrau“ geprägt. Gerade im Rhein-Main Gebiet sind eben viele junge Familien von Berufs wegen ohne Support der Ursprungsfamilien auf sich gestellt. Ganztagsschule oder Kita helfen nur peripher und wenn die Kinder infektionsfrei sind. Da braucht man und vor allem Frauen ein alternatives soziales Netzwerk, sonst ist Kleinfamilie einfach nur die Pest.

Hilfreich sind auch ihre aktuellen Links und Infos zu Abtreibungsmethoden auf Facebook. Wer Dank Sarah Diehl gut informiert ist und weiß was er will, kriegt mit wenig Widerstand eine medikamentöse Abtreibung in Frankfurt, auch wenn erst mal der chirurgische Eingriff propagiert wird. Bereits seit 1999 ist RU486 in Deutschland zugelassen und unter dem Produktnahmen Mifegyne® bekannt. Aber mögliche Komplikationen, werden gerne aufgebauscht im Vergleich zu herkömmlichen Methoden, wie Ausschabung und Absaugen, statt das eigenständige Handeln der Frauen zu fördern und darin eine Form der Eigenermächtigung zu sehen. Oder ist es gerade das was in Bezug auf Reproduktion nicht gewollt wird? Tja daher immer nur auf die hören, die es schon hinter sich haben.

Genau wie in ihrer Dokumentation zum Thema Abtreibungsrecht , die sie 2011 in Frankfurt bei einer Veranstaltung der SG Rhein-Main präsentiert hat, beleuchtet Sie genau, wie Rollenerwartungen an Frauen oder Reproduktionsrechte in der Deutschen Gesellschaft verhandelt werden. Ein Interview mit unseren Fragen zu Abortion Democracy hat Ricarda Hinz auf ihrem Youtube Channel veröffentlicht.

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