Embrace – von Selbstliebe, Optimierungswahn, Leistungsdruck, Erziehung und gängigen Schönheitsidealen
Zu unserer Ausstellungsvernissage hatte das Frauenreferat schon einen Empowerment Film für Diversität und Vielfalt in Bezug auf Körper und Selbstwahrnehmung für Mädchen und Frauen mitgebracht. Jetzt gibt es mit der Doku Embrace von Taryn Brumfitt gleich einen abendfüllenden Film. Auch sie haderte als dreifache Mutter mit ihrem „After Baby Body“. Sie gründete 2013 die Body Image Movement und suchte per crowd funding Geld für ihre Dokumentation. So kam Schauspielerin Nora Tschirner mit ins Boot, die den Film in Talkshows und Frauenzeitschriften promotet.
Laut Schauspielerin Nora Tschirner, die mitproduziert und finanziert hat, sollte er in jeder Schule gezeigt werden, weil viele Frauen, die eigentlich was zu sagen und ein riesen Potenzial haben, vergeuden Energie indem Sie mit Ihren Körpern hadern. Bei vielen wird es dann besondern ausgeprägt nach der Mutterschaft. Zum Trost nicht nur Mütter verlieren nach den Kindern Ihre Form. Aber auch Nora Tschirner gibt im Interview für das Frauenmagazin Brigitte zu, dass es bei Themen wie Equal Pay viel von einem abverlangt, den eigenen Wert selbstbewußt festzulegen. Ihr Fazit: „Wer gleichwertig verhandelt verdient auch equal.“
Wir hoffen, dass es nicht wie jedes Jahr der kurze Panik Moment und Empörungsaufschrei vor der Badesaison ist, weil selbst das Sommermagazin von Asos oder eben Brigitte und Spiegel online konterkarieren Ihr sonstiges Diät und Modeprogramm mit Anti-Bodyshaming Beiträgen. Wir erinnern uns: Brigitte hat ihre Models von der Straße und aus dem prallen Leben abgeschafft, weil das „war zu kompliziert und teuer“ und „Frauen wollen nicht ihresgleichen im Magazin sehen“. Das Problem war auch, dass man noch mehr Komplexe gekriegt hat wenn 4-fach Mütter, beruflich erfolgreich, rank und schlank in der Brigitte abgelichtet wurden. Irgendwie kamen die wirklich gewichtigen Frauen nicht aufs Titelblatt. War wohl nicht absatzfördernd.
Spiegel online Autorin Margarete Stokowski plädiert für mehr dicke Frauen in Leggins, um die Sehgewohnheiten zu ändern. Wobei ich nicht dem Eindruck habe, dass die Anzahl der Leggingsträger*innen da wirklich das Problem sind, sondern die blöden Blicke und fiesen Kommentare der Umwelt. „Muss das sein“ ist noch das Harmloseste.
Da ist das Asos Sommer Magazin schon konkreter. Aufstehen und Gegenmeinung äußern, abfällige Kommentare in der Öffentlichkeit nicht kommentarlos hinnehmen oder durchgehen lassen und für Frauen, die es trifft Rückendeckung geben und das Wort ergreifen. Wobei die Fotostrecken im Magazin der üblichen schlank und jung Ästhetik entsprechen, bis auf die zwei Natur-Nackedeis zum Manifest von Fotografin und Künstlerin Yumna Al-Arashi. Den einzigen Punkt, den ich und meine Freundin nicht so ganz nachvollziehen konnten war „Wenn Deine Freundin in etwas absolut unvorteilhaftem aus dem Haus geht, sag was.“ Das war nach unserem Geschmack zu nah an, Frau muss immer das Beste aus sich machen. Wozu? Heute bin ich mal häßlich. Ansonsten hat uns das 5 Punkte Programm, mit den Rubriken Sag was – Hör Hin – Wachse – Unterstütze – Sei stolz, gut gefallen.
Neu ist das wie gesagt nicht. Alle Jahre wieder und meine erste Erinnerung eines Manifestes zu Körperselbstbehauptung war von den Artsluts Ende der Achtziger, das eine geradezu grausame Aktualität hat und auch Caitlin Morans Manifesto #Moranifesto und Ihre Vlog Beiträge wie Letter to a Teenage Girl stoßen nach über 30 Jahren ins gleiche Horn. Irgendwie sind Frauen auf dem Ohr etwas taub.