Internationalen Gedenktages „Nein zu Gewalt an Frauen“

Flashmob auf der Zeil

Courage e.V. hatte am Samstag den 24.11. ein  offenes, überparteiliches Bündnis von Frauen und Mädchen aus unterschiedlichen Nationen und Lebenszusammenhängen, Initiativen und Organisationen aus Anlass des Internationalen Gedenktages „Nein zu Gewalt an Frauen“ zu phantasievollen Aktionen aufgerufen.

Zum Einstieg gab es einen kleinen historischen Rückblick zur Entstehung des Gedenktages und ein schrilles Trillerpfeifen Konzert.

Unter der Moderation von Bernadette Leidinger von Courage e.V. kamen alle Gruppen am offenen Mikrophon zu Wort.

Die SG Rhein-Main konnte über die aktuelle TERRE DES FEMMES Kampagne „Verbessertes Aufenthaltsrecht für  Zwangsprostituierte – Jetzt!“ informieren und viele Unterschriften sammeln. Wer keine Gelegenheit hatte, kann dies auch noch online tun.

Bernadette fragte uns noch nach unserer Position zur Prostitution und zum Prostitutionsgesetz, das es jetzt schon seit 10 Jahren gibt und ob wir denken, Prostitution sei ein Beruf wie jeder andere und was die neue Gesetzgebung den SexarbeiterInnen gebracht habe.  Das konnten wir, nachdem wir in Frankfurt am Kongress zum Thema Prostitution teilgenommen haben, um das TERRE DES FEMMES Positionspapier Prostitution zu erarbeiten, so nicht bestätigen. Der Großteil der Frauen, die in der Prostitution  arbeiten, erfahren immer wieder Gewalt durch Kunden oder Zuhälter. Auch die Berichte von Aussteigerinnen und Studien zu den Langzeitfolgen der Prostitution zeigen, das es eben kein Beruf wie jeder andere ist. Vielmehr haben die Frauen ein ähnlich großes Trauma-Risiko wie Kriegsveteranen. Abgesehen davon ist der Preisdruck in den letzten Jahren gerade durch den Menschenhandel mit verschleppten Frauen aus Osteuropa in der Prostitution groß und „Marktgesetze“ von Angebot und Nachfrage greifen ohne Rücksicht auf Verluste und Gesundheit der Frauen. Viele Kunden fordern ungeschützten Verkehr von Prostituierten und wenn Frauen Praktiken verweigern oder Kondomgebrauch durchsetzten wollen, dann kippt auch mal der Deal und die männlichen Kunden vergewaltigen die Frauen. Über 90% der Frauen, die in der Prostitution arbeiten, haben Gewalterfahrungen.

Die Initiative „Gerechtigkeit bei sexueller Gewalt“ hat dann passenderweise Zitate ihres Blogs „ichhabenichteaggezeigt, weil…“ für Vergewaltigungsopfer rezitiert, die sehr bewegend waren. In Deutschland gibt es eine große Dunkelziffer beim Delikt Vergewaltigung. Im Großteil der Fälle, die angezeigt werden, wird der Prozeß eingestellt oder Täter kommen mit Bewährungsstrafen davon. Die Initiative setzt sich dafür ein, daß Frauen sich vernetzten und unterstützen. Sie fordert eine angemessene institutionelle Unterstützung und psychosoziale Prozessbegleitung für Frauen, die sexuelle Gewalt erfahren haben.

Zu Wort kamen auch Einzelkämpfer und KämpferInnen, die sich gegen das Frauenbild und die Verteufelung von Frauen in Märchen und Mythen als Hexen verwahren und einen anderen Umgang mit Frauen und der Natur fordern, sowie NaturschüzterInnen, die eine konsequentere Umweltpolitik und den sofortigen Atomausstieg forderten, denn wenn die Lebensgrundlage weg ist, brauchen wir uns auch keine Gedanken um Tier- oder Menschenrechte zu machen.

Abgerundet wurde das Programm mit Gesangseinlagen des Beschwerdechors, der am 4.12. zur öffentlichen Chorprobe einlädt. Immer Dienstags im Proberaum, Kaiserstrasse 37, um 19:00.

Free Pussy Riot!

Ab halb Drei haben dann die nächsten Gruppierungen, nach der amtlich vorgeschriebenen haben Stunde Pause, den Platz übernommen. Einmal die re_sisters! mit der Forderung Free Pussy Riot! Dazu gab es endlich mal eine Übersetzung des Punkgebets.  Zusammen mit den  Frankfurter Lesben – mit einem quitschgelben Banner dessen Slogan uns gut gefällt, weil er unserem so ähnelt- konnte Frau am Glücksrad drehen. Der Preis war die Erkenntnis, was Glück für Frauen bedeuten kann: Medizinische Versorgung, gleicher Lohn, Internationale Solidarität, sexuelle Selbstbestimmung, Feminismus…

gleichberechtigt, selbstbestimmt und frei! oder so ähnlich.

Also wirklich geflashed hatte der Mob nicht – alles genehmigt. Aber dafür gab es eine Lektion in Demokratie und Strassenkampf: sind in Deutschland vor allem bürokratisch. So hat auch die Marxistisch-Leninistische Partei mal wieder 1000 Stimmen für einen Platz auf der Wahlliste gesammelt, zu den 1000, die es für jeden Wahlkreiskandidaten/Stadtteilabgeordneten braucht, und das bei jeder Bundes- und Landtagswahl aufs Neue. Der Marsch durch die Institutionen kann ein ziemlich langer werden…

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