Vergewaltigung in Deutschland nahezu straffrei

Die Städtegruppe Rhein-Main unterstützt die Frankfurter Initiative für Gerechtigkeit bei sexueller Gewalt, die sich zum Ziel gesetzt hat, ein Netzwerk zu schaffen für Frauen, die einen Prozess gegen ihren Vergewaltiger durchstehen müssen und gegen Vorstellungen anzugehen, die dazu führen, daß grundsätzlich in den Verfahren zunächst die Glaubwürdigkeit der Frau angezweifelt wird.

Seit knapp einem Monat läuft die Facebook Wall  #ich habe nicht angezeigt, weil… der Münchner „Aktionsgruppe gegen sexuelle Gewalt“ und sie läuft fast über. Gegründet hat sich diese Aktionsgruppe im Kofra in München. Wer „Fan“ wird bekommt täglich die Enträge von Frauen und jungen Mädchen, die Ihre Väter, Stiefväter, Brüder, Bekannte, den Schwarm, Freund, Ehemann oder auch unbekannten Täter, von dem sie vergewaltigt wurden, nicht angezeigt haben. Warum dies so ist, damit befaßt sich eine neue Generation junger Feministinnen, die sowohl auf juristischer Ebene Abhilfe schaffen wollen, als auch die gesellschaftlichen Zusammenhänge aufdecken, die dazu führen, daß es eine so große Dunkelziffer gibt bei sexuellen Verbrechen. Selbst wenn Vergewaltigungen zur Anzeige kommen, kommt es in den wenigsten Fällen zu einer Verhandlung, wie die Forschungen der Professorin Ulrike Lembke ergaben. Dabei erwähnte sie in einem Vortrag Frankfurt als Beispiel für einen Justizbezirk in dem  „fast keine“ Vergewaltigungsfälle zur Hauptverhandlung zugelassen wurden im untersuchten Zeitraum.

Die Initiative für Gerechtigkeit bei sexueller Gewalt hat daher einen Aufruf mit den wichtigsten Informationen und ihren Zielen formuliert:

„Vergewaltigung ist (nicht nur) in Deutschland zur Zeit ein faktisch nahezu straffreies Verbrechen. Das wollen wir ändern und wir suchen dazu noch weitere Mitstreiterinnen!
Wir zielen vor allem auf die juristischen Praktiken ab, die dazu führen, dass von den angezeigten Vergewaltigungen nur wenige Prozent (13%) zu einer Verurteilung des Täters führen. Zudem gibt es eine etwa 20mal so hohe Dunkelziffer von nicht-angezeigten Vergewaltigungen: von einer Anzeige abgeschreckt werden viele Betroffene eben durch diese geringen Erfolgsaussichten, sowie durch die Art des Prozesses, der auf viele retraumatisierend wirkt.

Eine absolute Ausnahme in der Strafjustiz ist hierbei beispielsweise, dass das mutmaßliche Opfer eines Verbrechens sich einer Glaubwürdigkeitsprüfung unterziehen lassen muss.

Auch die Einstellung der Richter:innen und Staatsanwält:innen muss sich ändern, bei denen in Befragungen eine hohe Verbreitung von Vergewaltigungsmythen festgestellt wurde. Darunter fällt die Ansicht, eine betroffene Frau als Lügnerin wahrzunehmen, oder auch, die Tat zu verharmlosen. Auch dies ist ein Faktor, der die niedrige Verurteilungsrate und niedrige Strafen im Falle einer Verurteilung (zumeist Bewährungsstrafen) mit verursacht.

Im Grundgesetz wird die sexuelle Selbstbestimmung garantiert. Die Tatsachen zeigen aber, dass der deutsche Staat dem Schutz dieses Grundrechts bei weitem nicht gerecht wird. Deswegen wollen wir politisch und gesellschaftlich notwendige Änderungen durchsetzen. Hierzu gehört Aufklärung, politischer Druck, und Anwesenheit bei Prozessen.

Wir suchen noch weitere Frauen, die sich einsetzen wollen:
http://fuer-gerechtigkeit.jimdo.com

Auf der Homepage der Initiative Gerechtigkkeit bei sexueller Gewalt, der Facebook Seite und dem Blog #ich habe nicht angezeigt, weil… gibt es Links zu Beratungen und Organisationen, die vergewaltigten Frauen helfen und sie unterstützen. Außerdem soll ein Netzwerk von Frauen entstehen, die als Prozessbeobachterinnen dazu beitragen, daß Frauen in Gerichtssälen eine emotionale und moralische Unterstützung erfahren.

Fakten und Zahlen bieten der Länderbericht Deutschland der Londoner Metropolitan University und die Studie der Bundesregierung zu Lebenssituation, Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland.

Wer Hilfe sucht (auch anonym), kann Hilfsangebote in der Nähe beim Bundesverband Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe finden.

Die Frankfurter Initiative für Gerechtigkeit bei sexueller Gewalt führt Interessentinnen aus anderen Städten bei Angabe ihres Ortes/Region gerne zusammen, um so nach und nach ein bundesweites Netzwerk von Unterstützerinnen zu schaffen.

Kontakt über http://fuer-gerechtigkeit.jimdo.com/kontakt/

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